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14. August 2025
Eigentlich war der Plan, Euch in unserem aktuellen Wochenbrief nur kurz die größte Bio-Brauerei Deutschlands vorzustellen, bei der Recherche kamen jedoch so, so viele spannende Fakten zu Tage, dass der Platz einfach nicht ausreichte. Denn über Lammsbräu zu berichten, heißt auch über Pioniere zu berichten, über das allererste Bio-Bier, über die erste Gasthausbrauerei Deutschlands, über die Entstehung des ökologischen Reinheitsgebotes, über Unverständnis und Widerstand und am Ende auch über den bis heute geringen Marktanteil von Bio-Bier.
Eine, wie ich finde, sehr spannende Unternehmensgeschichte
Die Geschichte des Unternehmens beginnt bereits 1628, aber keine Sorge - soweit möchten wir nicht zurückblicken. Interessant wird es für Bio-Freunde erst (oder besser gesagt schon) 1977. In diesem Jahr übernimmt Franz Ehrnsperger in 6. Generation den Familienbetrieb und setzt mit seinem ökologischen, nachhaltigen Denken neue Maßstäbe. Das erklärte Ziel: die Umstellung der alteingesessenen konventionellen Brauerei auf 100% Bio. Leichter gesagt, als getan. Es gab kaum Rohstoffe in Bioqualität und zudem war die Skepsis gegenüber eines Bio-Bieres damals enorm groß. Doch Franz Ehrnsperger hat sich nicht beirren lassen und hielt konsequent an seinen Plänen fest. Bereits 1978 wurde die Erzeugergemeinschaft „Gold der Oberpfalz“ gegründet, um langfristig für regional und nachhaltig produzierte Braurohstoffe zu sorgen. Bis die Produktion jedoch ausreichte, musste er zunächst improvisieren. Mit Kleinstmengen an Bio-Hopfen und Getreide braute Ehrsperger das erste Bio-Bier Deutschlands und stellte es 1982 auf der Consumenta-Messe in Nürnberg vor. Statt der Begeisterungsstürme erwartete ihn jedoch die Lebensmittelaufsicht, die den Ausschank zu verbieten versuchte, was jedoch nicht gelang.
Um weiter mit rein ökologisch produzierten Rohstoffen experimentieren zu können, während der Normalbetrieb der großen Neumarkter Brauerei weiterlief, baute Familie Ehrsperger ein altes Gebäude in Nürnberg um, das dann nicht nur die erste Bio- sondern auch die allererste Gasthausbrauerei Deutschlands wurde.
Die Nachfrage war zunächst gering und der Widerstand der Mitbewerber groß. Es flatterten Klagen wegen angeblicher Unreinheit und Verbrauchertäuschung ins Haus. Am Ende wurde alles zu Biobier-Gunsten entschieden, Franz Ehrnsperger entwickelte das noch heute gültige ökologische Reinheitsgebot mit und an der Produktqualität konnte langfristig niemand vorbeischauen. Ein schöner Satz aus der damaligen Lokalpresse: "Das Bier schmeckt, obwohl es bio ist, sogar sehr gut" - es war einfach noch eine ganz andere Zeit.
Franz Ehrnsperger erzählt seine Geschichte:
01 | Rohstoffe aus biologischem Anbau
Gerste, Weizen und Dinkel werden ohne Agro-Gentechnik, chemische Pflanzenschutzmittel (Pestizide) und Kunstdünger erzeugt.
02 | Gebraut mit natürlichen, ganzen Aromahopfen-Dolden
Es werden nur Naturdoldenhopfen und keine Produkte wie Hopfenpellets oder Hopfenextrakt, die nicht der natürlichen Zusammensetzung des
Hopfens entsprechen, verwendet.
03 | Bio-Mineralwasser aus der hauseigenen Quelle
Das Brauwasser trägt das höchste Qualitätsprädikat, daher kommt die Brauerei ohne Wasseraufbereitung aus
04 | Frischhefe aus eigener Reinzucht
Rein natürlich ohne jede Art von Genmanipulation
05 | Eigen produziertes Bio-Malz
eine der wenigen Brauereien in Deutschland, die die Kunst des Mälzens beherrscht und Malz noch selbst produziert
06 | Schonendes Brauverfahren
Das Bier bekommt die Zeit, das es für die natürliche Reife braucht. Keine Schnellgärverfahren, keine Aktivkohlefilter oder Einstellung der Farbe
07 | Keine künstliche Haltbarmachung
Bei konventionellen Bieren wird mit künstlichen Stabilisierungsmitteln die Haltbarkeit verlängert, dadurch vermindert sich der wertvolle Gehalt an Eiweißstoffen und sekundären Pflanzenstoffen im Bier.
08 | Ausschließlich Mehrweg-Glasflaschen und -Fässer
Etiketten mit schwermetallfreien oder -armen Farben bedruckt, nur Kronenkorken mit PVC-freier Dichtungsmasse. Unverzichtbar ist die Reinigung mit Natronlauge. Durch den Einsatz von Sedimentationstanks für die Lauge vermindert sich die Abwasserbelastung jedoch erheblich.
09 | Nachhaltige Produktionsabläufe
So viel wie möglich wird recycled. Ziel ist, langfristig alle bei der Herstellung anfallenden organischen Kuppelprodukte einer stofflichen (Weiter)Verwertung zuzuführen.
10 | Konsequente Prozessüberwachung
von Rohstoffanbau, Transport, Lagerung und Verarbeitung
Heute ist die Neumarkter Lammsbräu in Hand der nächsten Generation und die größte Bio-Brauerei Deutschlands. Produziert wird schon lange wieder in Neumarkt in der Oberpfalz. Hier entstehen aktuell 24 Biere, 13 Limonaden der Marke "now", sowie Mineralwasser und Schorle - nun schon seit 1995 vom Acker bis in Glas ausschließlich biologisch. Das erste biozertifizierte Mineralwasser kommt aus der Quelle der Neumarkter. Das Unternehmen gewinnt reihenweise Preise rund um das Thema Nachhaltigkeit, legt großen Wert auf Transparenz und einen fairen, verantwortungsvollen Umgang mit allen Mitwirkenden.
Obwohl alle notwendigen Rohstoffe wunderbar in Deutschland gedeihen, Bier bereits über 1000 Jahre lang auf ökologische Weise produziert wurde, die Freude am Bier in unserem Land nach wie vor ungebrochen ist und die Lammsbräu mit so tollem Beispiel schon vor Jahrzehnten voranging, liegt der Marktanteil von Bio-Bier noch heute unter 1%. Unter 1%!
Viele kleine Brauereien machen sich nach und nach auf den Weg und wir hoffen, dass noch viele weitere folgen. Schön, dass Ihr Euch an unseren natürlichen Bieren erfreut und somit Gutes für eine enkeltaugliche Zukunft tut. Darauf Prost!
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